Wenn Wieser einen schlechten Tag hat, stellt sie sich deshalb auch als Erstes in den Verkauf. „Da habe ich sofort wieder gute Laune, weil ich so nette Menschen um mich herum habe – meine Mitarbeiterinnen, aber auch die Kunden. Wir bekommen über die Gespräche so viel von ihnen zurück.“ Es fühle sich nie wie Arbeit an, im Laden zu sein, sondern wie ein schönes Miteinander, auf das sie nicht verzichten wollen würde. „Mein Vater hat immer gesagt, ich soll etwas Gescheites lernen, um dann nicht so viel zu tun zu haben“, erinnert Wieser sich. Das klinge negativer, als es sei, aber in so einem kleinen Unternehmen müsse man natürlich immer da sein. Gerade in Zusammenarbeit mit ihren Mitarbeiterinnen, die seit 16 beziehungsweise 28 Jahren an ihrer Seite sind, sei das aber nicht nur machbar, sondern schön.
Raum für Wachstum
Als ihr Vater sie irgendwann doch gefragt hat, ob sie Interesse habe, im Geschäft mitzuarbeiten, hat sie sofort zugesagt. „Dann bin ich gekommen, hatte weniger Ahnung als ein Lehrling und habe mir alles von der Pike auf selbst erlernt“, erzählt Wieser. „Ich wollte es wirklich, und ich hatte auch das Riesenglück, dass mein Vater mich einfach laufen und machen hat lassen.“ Sie habe von Anfang an sein volles Vertrauen gehabt: „Wenn ich von einer Messe gekommen bin und er die Rechnung bekommen hat, habe ich nicht ein einziges Mal gehört: Bist du dir sicher? Sollen wir das wirklich machen? Ganz im Gegenteil.“ Das sei ideal gewesen, um in die Rolle und das Unternehmen hineinzuwachsen.
Sie habe als Kind schon immer gerne eingekauft, und die Auswahl und Präsentation der Waren mache ihr bis heute unglaublichen Spaß. „Bei mir kommt immer alles aus dem Gefühl heraus. Ich möchte, dass sich alle wohlfühlen, dass man gut abgeholt wird“, betont Wieser. Das sei auch der große Unterschied zu den großen Ketten: Dort liege immer alles an der gleichen Stelle, das Sortiment biete keine Überraschungen und es fehle die besondere Atmosphäre, die sie schon als Kind in Läden geliebt habe. Sie kaufe deshalb abgesehen vom klassischen Schreibwarensortiment nach Lust und Laune ein, aber nie in großen Mengen: „Die Kundinnen und Kunden wissen, dass sie gleich zuschlagen müssen, wenn ihnen etwas gefällt, weil das Sortiment in fünf Wochen ganz anders aussieht.“