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Zahnrad um Zahnrad zum Erfolg 

Mit einer Portion Mut, viel Fleiß und unternehmerischer Vision hat Schlossermeister Konrad Traxl vor über 30 Jahren den Grundstein für sein Unternehmen gelegt. Heute ist KTZ ein erfolgreicher familiengeführter Vorzeigebetrieb in Westösterreichs Industrie.

_AXS0035_web-c5efb152 Schlossermeister Konrad Traxl – Wir sind Wirtschaftsbund
© Axel Springer

Das Firmengelände der Konrad Traxl Antriebstechnik (KTZ) ist ein imposanter Anblick: Östlich von Zams liegt das Gebäude auf einer Anhöhe nördlich des Inns, im Hintergrund ragen steile Felswände kerzengerade hinauf. Schon von der Autobahn erkennt man das schlichte Logo: Hier steht der Tiroler Spezialist für Zahnräder und Antriebselemente aller Art.

Investition in die Zukunft

Seit 1991 hat sich bei KTZ einiges getan: Zum 25. Firmenjubiläum fand der lang geplante Umzug in ein modernes neues Betriebsgebäude statt. Dieser Schritt bedeutete für den Betrieb weit mehr als nur eine neue Postadresse: Ein optimierter Produktionsprozess und mehr Sicherheit am Arbeitsplatz für die Fachkräfte gingen damit einher. In den Bau des neuen Firmenareals steckte KTZ über 10 Millionen Euro. Ausschlaggebend für die Investition war letztlich auch der Wunsch der zweiten Generation, den Familienbetrieb fortzuführen, wie Konrad Traxl erklärt: „Dass unsere Kinder Daniel und Petra den Fortbestand des Unternehmens sichern, erfüllt mich als Vater und Unternehmer mit Stolz.“

Wichtig war uns die regionale Wertschöpfung.

Konrad Traxl

Vom Lehrling zum Unternehmer

Grund stolz zu sein hat Konrad Traxl allemal. Nach der Lehre zum Schlosser und der Meisterprüfung wagt er 1990 den Schritt in die Selbstständigkeit. Gemeinsam mit Ehefrau Heidi gründet er die Konrad Traxl Antriebstechnik. Mit einem Gesellen und zwei Lehrlingen baut der findige Schlosser das Unternehmen auf, Heidi kümmert sich um Organisatorisches und Administratives in der schnell wachsenden Firma. Die Kinder sind damals gerade einmal ein und drei Jahre alt – keine leichte Aufgabe für das Paar, ist sich auch Konrad Traxl bewusst: „Einen großen Teil meines Erfolges habe ich meiner Frau Heidi zu verdanken.“

Fast 35 Jahre später ist KTZ zu einem Industriebetrieb mit fast 50 Mitarbeitern gewachsen. Genau wie die Familie: Tochter Petra, Sohn Daniel und Schwiegertochter Steffi sind ein eingespieltes Team. Konrad und Heidi sind inzwischen im Ruhestand und erfreuen sich an ihren fünf Enkelkindern, unterstützen die Jungunternehmer aber, wo es geht.

_AXS0156_web-7ef2c734 Schlossermeister Konrad Traxl – Wir sind Wirtschaftsbund

© Axel Springer

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Die 5-Achs-­Fräsmaschine von DMG Mori ist einer der Neuzugänge im erweiterten Maschinenpark. © Axel Springer

In der Nische zum Erfolg

Zurück in die Vergangenheit: Schon vier Jahre nach der Betriebsgründung ist die Werkstätte bereits so ausgelastet, dass der erste Ausbau ansteht. Traxls Plan geht auf: KTZ spezialisiert sich zunehmend auf die individuelle Produktion von Antriebselementen, wie sie in Sonderfahrzeugen wie Lastwägen, Traktoren oder Schneefahrzeugen sowie im Anlagen- und Maschinenbau zu finden sind. „KTZ bietet ein breites Sortiment an Bearbeitungsprozessen, was dem Kunden große Auswahl und spezialisierte Lösungen ermöglicht“, erklärt Petra Traxl.

Sie fertigen Zahn-, Kegel-, Schnecken- und Kettenräder in allen Größen individuell für jeden Kunden. Neben der Entwicklung und Herstellung von Getrieben übernimmt die Zammer Firma auch deren Reparatur. Das Besondere: Sämtliche Arbeitsschritte kommen aus einer Hand. „Vom Materialzuschnitt übers Drehen, Fräsen, Verzahnen bis zum Schleifen und Messen machen wir alles unter einem Dach. Nur die Wärmebehandlung wird nicht bei uns durchgeführt“, sagt die junge Unternehmerin. Damit bedient KTZ einen speziellen Nischenmarkt – nämlich den von Prototypen und Kleinserien. Die meisten Mitbewerber in der Branche sind auf einen Fertigungsschritt spezialisiert oder produzieren nur in großen Stückzahlen. „Unternehmen wie KTZ, die alle Fertigungsschritte für wenige Stückzahlen übernehmen können, sind rar. In Westösterreich sind wir einzigartig“, führt Traxl aus.

Zugleich wachsen das Leistungsportfolio und der Maschinenpark mit den Kundenbedürfnissen mit. „Wir produzieren, was wir können, und erweitern unser Angebot, wenn die Nachfrage gegeben ist. Eine neue Maschine kann schnell eine Investitionssumme von über 1 Million Euro bedeuten. Die entsprechende Auslastung muss gegeben sein, daher ist so ein Schritt immer reiflich überlegt“, erklärt Konrad Traxl.

  • Fakten 

    • 45 Mitarbeiter 
    • 11 Jahre durchschnittliche Beschäftigungsdauer 
    • 8.000 Quadratmeter Fläche 
    • über 9 Millionen Euro Umsatz in 2023

  • Lehrberufe 

    • Maschinenbautechniker mit Spezialisierung auf Drehen, Fräsen, Verzahnen, Schleifen, Getriebebau oder Qualitätsmanagement
    • 8 Lehrlinge in Ausbildung
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Familiensache: Steffi, Daniel, Konrad und Petra Traxl © Axel Springer

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Der neue Standort der KTZ Antriebstechnik bei Zams © Axel Springer

KTZ 2.0

Nach der ersten Erweiterung steht 2004 der nächste große Zubau an. Knapp zehn Jahre später wird deutlich, dass eine weitere Vergrößerung notwendig, aber am ursprünglichen Standort nur schwer umsetzbar wäre. So kommt es zu dem Entschluss, ein völlig neues Firmenareal unweit des ursprünglichen zu errichten.

Hier kann Traxl auch seinem Bestreben nach mehr Nachhaltigkeit nachgeben: Bereits 2010 errichtet er das private Wasserkraftwerk Kronburgbach, an das der neue Standort angeschlossen wird. „In einem Alpenland wie Tirol liegt es auf der Hand, die Wasserkraft zu nutzen. Wir decken unseren gesamten Energiebedarf mit eigener, nachhaltiger Energie ab“, so der Seniorchef über sein Investment in sauberen Strom. 2023 wurde außerdem eine 500 kW starke Photovoltaikanlage in Betrieb genommen. Mithilfe von Wasser und Sonne generiert der Betrieb somit bis zu 1.000 kW und ist über das Jahr gerechnet energieautark.

„Uns ist außerdem die regionale Wertschöpfung ein großes Anliegen. Wir haben uns bewusst für Firmen aus der Region und traditionelles Handwerk entschieden“, so der Unternehmer. Das Bekenntnis zur heimischen Wirtschaft ist allerdings eine Herausforderung. Schließlich haben Handwerksbetriebe vor Ort mehr Erfahrung mit Tourismusinfrastruktur als mit Industriebetrieben. Inspiration holt man sich aus der internationalen Branche und entwickelt regionale Lösungskonzepte. Rund 10 Millionen Euro investiert die Unternehmerfamilie in den Bau des neuen Standorts und modernste Fertigungsmaschinen. Das Resultat: Ein ungewöhnlicher Industriebetrieb mit Holzdachstuhl, viel Tageslicht und angenehmem Raumklima.

In einem Alpenland wie Tirol liegt es auf der Hand, die Wasserkraft zu nutzen.

Konrad Traxl, über das Wasserkraftwerk in Kronburgbach

Zukunft: Lehrling

Qualifizierte Mitarbeiter sind für den Tiroler Industriebetrieb das Um und Auf: „Hochwertige Arbeit benötigt qualifizierte Arbeitskräfte. Unsere große Herausforderung ist es, die Fachkräfte von morgen auszubilden und sie mit dem richtigen Betriebsklima und attraktiver Arbeit für den Beruf zu gewinnen“, sagt Konrad Traxl. Für ihn hat die Lehre großes Potenzial für die Zukunft.

Lehrlinge bei KTZ sind von Anfang an aktiv involviert, arbeiten an Kundenaufträgen mit und können viel ausprobieren. Die meisten bleiben später als Fachkräfte erhalten. Auch der erste Lehrling von damals ist noch heute im Betrieb tätig. Der Unternehmer Traxl sieht die Politik in der Verantwortung, den richtigen Rahmen für eine Aufwertung der Lehre zu schaffen. Seine Idee: Quereinsteiger mit verkürzter Lehrzeit im Betrieb auszubilden. Nach dem Prinzip „Matura mit Lehre“ könnten Maturanten in zwei Jahren die Lehre nachholen – ähnlich den HTL-Aufbaulehrgängen. Dazu fehlt derzeit jedoch das passende Berufsschulmodell.

„Für mich bedeutet langfristiges unternehmerisches Denken nicht nur Liquidität und Investition, sondern als vertrauensvoller und guter Arbeitgeber wahrgenommen zu werden“, sagt Konrad Traxl. Eine durchschnittliche Firmenzugehörigkeit von über elf Jahren spricht für sich.