Da bei Erlers damaligem Arbeitgeber Innovation nicht unbedingt großgeschrieben wird, entschließt sich der junge Holzbaumeister dazu, im Jahr 2010 selbst ein Unternehmen zu gründen. Die Holzbaubranche im Zillertal boomt. Immer mehr Hoteliers, aber auch Privatpersonen entscheiden sich dazu, bei Neu- und Ausbau ihrer Gebäude auf den Rohstoff Holz zu setzen. Jedes Jahr kann Erler neue Mitarbeiter einstellen. Im Jahr 2014 entscheidet er sich dazu, eine neue Fertigungshalle zu errichten. 2015 wird die Abbundmaschine K2i angeschafft. Durch sie kann Erler Fertigungsgeschwindigkeit und -genauigkeit seiner Holzbauteile erhöhen und Mitarbeiter effizienter und kostengünstiger arbeiten lassen.
Das Risiko der Investition in die innovative Fertigungsanlage zahlt sich für den Jungunternehmer aus. Die Umsätze steigen, und auch die Menge des verarbeiteten Holzes wächst jedes Jahr. 2017 werden 2.500 Kubikmeter an Fichten-, Lärchen- und Eichenholz in der Zimmerei von Johannes Erler verarbeitet.
Die Zukunft des Bauens
Für Johannes Erler liegt die Zukunft der Baubranche im Baustoff Holz. Es ist ein natürlicher und nachwachsender Rohstoff, dessen Verwendung für ein angenehmes und gesundes Wohnklima sorgt. Die Holzmenge, die für ein Einfamilienhaus gebraucht wird, wächst in Österreichs Wäldern innerhalb von 40 Sekunden wieder nach. Ein weiterer Vorteil des modularen Holzbaues, wie Johannes Erler ihn betreibt, ist die enorm kurze Bauzeit, vor allem im Vergleich zum Bauen mit Ziegel oder Beton. Auch Schimmelbildung kann durch den Einsatz des Naturstoffes fast vollständig vermieden werden.
Holz lässt sich fast überall einsetzen, egal ob im optischen oder konstruktiven Bereich. Der Werkstoff kann in jeglicher Anwendungsform überzeugen. Ein besonderes Anliegen von Erler ist die Niedrigenergie- und Passivbauweise, bei der aufgrund der verbesserten Wärmedämmung und des Funktionsprinzips, mittels Wärmetauscher Lüftungswärmeverlust zu vermeiden, keine klassische Gebäudeheizung mehr benötigt wird. „Dem Passivhaus gehört die Zukunft. Ein Haus hat ja nicht nur Errichtungskosten, man muss auch die Erhaltungskosten miteinrechnen. Die Anschaffungskosten bei so einem Haus sind sicherlich höher. Rechne ich aber die Ausgaben über die ganze Nutzungsdauer des Gebäudes, dann rentiert sich das auf jeden Fall“, so der Holzbaumeister, der selbst in einem Passivhaus in Massivholzbauweise lebt.
Auch bei gewerblichen Objekten und im kommunalen Bau sollte in Zukunft mehr auf energiesparende Bauweisen aus Holz gesetzt werden, findet Erler: „Das Land Tirol hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 energieautonom zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wird viel mehr in Passivbauweise gebaut werden müssen, denn was Luftdichtheit und Wärmeleitung angeht, gibt es keine Alternativen zum Holz.“